Instead, let it be the echo to every footstep
drowned out by rain, cripple the air like a name
_ Ocean Vuong

Zwar da, aber mit umstrittener Gegenwart. Eine Existenz, ja, die immer noch mehr im Verborgenen stattfinden muss. Im Verborgenen abgelegener Straßen, nicht überall berührter Hände und verschobener, vertagter Küsse. Immer ein vorsichtiger Blick über die Schulter, eine Aufmerksamkeit für das Umfeld, das sich männlich starrend ergeilt.
Die Hoffnung nach Geschichten. Für die meisten kommen wir nicht vor, als wäre niemand gewesen. Die bleibenden Dokumente von kriminalisierender Rechtsgeschichte, sonst wenige verhüllte Briefe, gecodete Tagebücher und vor allem ein Lagerfeuer aus süßem Papier.
Den Objekten, den Worten, den Spurenfetzen wird ihre Queerness ausgetrieben, eine ständige Auslöschung von Existenz, ein ständiges Verwehren von Gegenwart in den Vergangenheiten, in den Geschichten.
In diesem diffusen gegenwartslosen Jetzt dann, in dem selbst die eigene Existenz ständiger Versicherung bedarf, ständiger Rechtfertigung und Existenbestätigung, werden Bücherregale durchstöbert, in den letzten Ecken von Bibliotheken gesucht, in den abgesonderten Kategorien, wo fahle Spuren der zu vergessenden Leben überdauert haben. Hier ist jedes schuldlos lustvolle Wort, jeder ungestüme Genuss, jedes Zelebrieren queeren Lebens eine schwemmende Wohltat die in ihrer Vereinzelung diese Lücke nicht zu füllen, ihre klaffenden Wunden aber zu besänftigen vermag.
Von der eigenen Geschichte, dem Erbe, der historisch gewordenen sozialen Position zu wissen ist essentiell. Gleichzeitig ist das sich Assoziieren damit von zu viel Tragik beschwert.
Suzanne und ich, nichts kann uns je auseinander pressen, aber die zurückhaltende Schwere sitzt auch in uns. Wir schenken zwischen verstohlen, verhaltener Vorsicht und zerschwemmendem Hautfest.
"Unter meinen Fingern glänzten die Dehnungsstreifen über seinen Knien, an seinen Schultern und unten an seiner Wirbelsäule wie silbern und neu. Er war ein Junge, der aus sich heraus - und zugleich in sich einbrach. Das war es was ich wollte - nicht nur den Körper, sondern seinen Willen, in dieselbe Welt hineinzuwachsen, die seinen Hunger zurückwies."
"Dann wollte ich mehr - seinen Duft, sein Aroma, den Geschmack nach Pommes frites und Erdnussbutter unterhalb des Balsams seiner Zunge, das Salz in seinem Nacken von der zweistündigen Fahrt nach Nirgendwo und zu einem Burger King am Bezirksrand, einem Tag angespannter Wortwechsel mit seinem Alten, den Rost von dem elektrischen Rasierer, den er mit diesem Mann teilte, wie der Rasierer immer in seinem traurigen Plastikgehäuse auf der Spüle lag, Tabak, Gras und Kokain, vermischt mit Motorenöl an seinen Fingern. All das setzte sich als Nachduft von Holzrauch ab, der sich in seinem Haar verfing, es durchtränkte, als käme er, wenn er mit nassem und hungrigen Mund zu mir kam, von einem Ort, der in Flammen stand und an den er niemals zurückkehren konnte. Und was macht man mit einem solchen Jungen außer sich selbst zu einem Eingang, einem Ort, durch den er immer wieder hindurchgehen kann und dabei jedes Mal denselben Raum betritt? Ja, ich wollte es ganz. Ich drückte mein Gesicht in ihn wie in ein Klima, das Tagebuch einer Jahreszeit."
"Er war weiß. Ich war gelb. Was wir waren, hellte uns in der Dunkelheit auf, und was wir taten, legte uns fest."